Dr. Jana Matuszak (Eberhard Karls Universität Tübingen)
Sumerische Spotthymnen – Parodieren von Lobgesängen

Während der Arbeit im Keilschrifttafelarchiv der Istanbuler Archäologischen Museen im August 2021. Foto: Jana Matuszak.

Dr. Jana Matuszak ist akademische Rätin und führt in Istanbul mit einem Feldman-Stipendium der Max Weber Stiftung Forschungsarbeiten für Ihr Habilitationsprojekt durch.

Das Projekt „Parodying Songs of Praise“ widmet sich der Erschließung des bislang unbekannten Corpus der sumerischen Spotthymnen, die vor ca. 4000 Jahren in Babylonien, dem heutigen Südirak, verfasst wurden. Derzeit sind mindestens vier dieser Hymnenparodien bekannt, allerdings liegen nur zwei in kritischer Edition und Übersetzung vor. Ausgehend von Erst- bzw. Neueditionen aller Texte strebt dieses Projekt die erste systematische Untersuchung dieser einzigartigen Textgruppe an.

Die Spotthymnen zeichnen sich dadurch aus, dass sie die formalen und stilistischen Vorgaben von Hymnen mit durchweg abschätzigem Inhalt füllen. Aus Preisliedern werden so Spottlieder, die Beschimpfungen gegen bösartige und inkompetente Charaktere enthalten. Dadurch entwickeln sie auch eine apotropäische Wirkung, die die Missetaten der Besungenen bannen soll. Neben Anklängen an Beschwörungen lassen sich intertextuelle Anspielungen auf sämtliche Genres der sumerischen Literatur nachweisen: von Sprichwörtern bis hin zu rituellen Klagen, Gebeten, Epen und Liebesliedern. Die Spotthymnen gewähren daher wichtige neue Einblicke nicht nur in die Rezeption traditioneller sumerischer Literaturwerke aus dem 3. Jahrtausend v. Chr., sondern auch in die Praktiken der Textproduktion in den intellektuellen Milieus Babyloniens im frühen 2. Jahrtausend v. Chr.

Vier der insgesamt 15 relevanten Manuskripte werden in den Istanbuler Archäologischen Museen verwahrt. Während Ihres Aufenthalts in Istanbul, unterstützt durch die Gerald D. Feldman-Reisebeihilfen der Max Weber Stiftung, wird Dr. Jana Matuszak diese Keilschrifttafeln zeichnen, transliterieren und übersetzen.

Prof. Dr. Johannes Niehoff-Panagiotidis (Institut für Byzantinistik, Freie Universität Berlin)
Das frühosmanische Makedonien in verflechtungsgeschichtlicher Perspektive

Das historisch angelegte Projekt nähert sich der Übergangsperiode von der byzantinischen zur osmanischen Herrschaft in Makedonien im 14. Und 15. Jahrhundert in verflechtungsgeschichtlicher Perspektive. Hierbei sollen u.a. die ältesten osmanischen Urkunden zur Region erstmals ediert und rechtshistorisch kommentiert werden. Eine wichtige Rolle für die Übergangsphase zwischen den beiden Herrschaftsordnungen spielt hierbei der Rechtsstatus orthodoxer Klöster nach dem –neu eingeführten– osmanisch-islamischen Recht. Neben islamischen Rechtsgutachten (fetava) dienen auch byzantinische Dokumente in griechischer Sprache als zentrale Quellen für das Projekt. Die Forschungserträge sollen in einer gemeinsamen Publikation mit dem Rechtshistoriker und Justiziar der Mönchsrepublik Berg Athos, Dr. A. Nikopoulos, in der Institutsreihe des Orient-Instituts Istanbul, Pera-Blätter, veröffentlicht werden.