Dr. Roxana Coman (PostDoc-Stipendiatin am Orient-Institut Istanbul)

Die Hinterlassenschaften des Osmanischen Reiches und Dimitrie Papazoglus Sammlung osmanischer Artefakte

Josefine Bielz, Dimitrie Papasoglu, lithograph, Edıtıon D. Papazoglu, Editura D.  Pappasoglu, Quelle: Istoria fondării oraşului Bucureşti; Istoria începutului oraşului Bucureşti; Călăuza sau conducătorul Bucureștiului, București: Fundaţia Culturală “Gheorghe Marin Speteanu”, 2000

Dr. Roxana Coman forscht zum Thema der osmanischen materiellen Kultur und der privaten Sammlungen des 19. und frühen 20. Jahrhunderts in Rumänien. Nach ihrem B.A.- und M.A.-Abschluss in Kunstgeschichte an der Fakultät für Geschichte der Universität Bukarest untersuchte sie in ihrer Doktorarbeit anhand einer Vielzahl von Quellen die verschiedenen Narrative und Darstellungen dessen, was in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts als orientalisch bzw. rumänisch konstruiert wurde. Während ihres B.A.- und M.A.-Studiums absolvierte sie ein Volontariat am Rumänischen Nationalmuseum für Kunst und arbeitete zwischen 2016 und 2022 als Kuratorin und Museumspädagogin im Museum der Stadt Bukarest. Im Zentrum ihres PostDoc-Forschungsprojekts steht die außergewöhnliche Sammlung osmanischer Artifakte von Dimitri Papazoglu.

1860 eröffnete Dimitrie Papazoglu (1811 –1892) ein Museum in seinem Privathaus in der Calea Văcărești, Nr. 151 in Bucharest. Seine Sammlung von »Antiquitäten und Raritäten«, wie er sie nannte, die er in 40 Jahren zusammengetragen hatte, bildete den Kern dieses Privatmuseums. Nach seiner Ausbildung an der kaiserlich-habsburgischen Schule in Brașov schied er 1833 aus der Armee aus. Danach begann Papazoglu, sich mit Archäologie und Geschichtsschreibung zu beschäftigen, wobei die archäologischen Feldzüge von Alexandru Odobescu in Rumänien sowohl als Lernumgebung als auch als Quelle für einen Teil seiner Sammlung dienten. Die Analyse wird sich auf die osmanischorientalischen Artefakte konzentrieren, deren Vorkommen in der Sammlung die ihnen von Papazoglu zugewiesenen Interpretationen anzweifeln lässt. Darüber hinaus stellt der ambivalente rumänische nationalistische
Diskurs, der zwischen einem systematischen Diskurs der Ablehnung des osmanischen Erbes und einer exotisierenden Art der Darstellung pendelt, einen rein ästhetischen Ansatz in Frage und eröffnet eine Diskussion über Themen wie Identitäten im späten Osmanischen Reich und die Schaffung einer nationalen Konzeptualisierung des Erbes. Daher zielt Comans PostDoc-Forschungsprojekt darauf ab, die vorhandenen Archivunterlagen zu Dimitrie Papazoglus Biografie und Sammlung strukturiert zu erfassen und die Zentrum-Peripherie-Dynamik in Bezug auf die Geschichte der Sammlungen im Osmanischen Reich des 19. Jahrhunderts zu untersuchen.