Thomas Ecker, Universität Bamberg, Iranistik
Persische Pilger in Istanbul

Thomas Ecker ist Doktorand im Fach Iranistik an der Universität Bamberg. Sein Promotionsprojekt beschäftigt sich mit persischen Reiseberichten über die Pilgerfahrt nach Mekka in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Die Reise nach Mekka gab Pilgern aus Iran jenseits des religiösen Anlasses die Gelegenheit, die Gegebenheiten in den durchreisten Gebieten kennen zu lernen. Ihren Berichten kann man entnehmen, wie sie die technologischen, sozialen, kulturellen und politischen Veränderungen dieser Territorien wahrnahmen, welche größtenteils zum Osmanischen Reich gehörten. Durch die Einführung der Dampfschifffahrt auf dem Kaspischen und dem Schwarzen Meer sowie dem Bau der transkaukasischen Eisenbahn führte der Weg persischer Pilger nach Mekka zunehmend über Istanbul. Der Aufenthalt in der Stadt stellte für diese einen Höhepunkt ihrer Reise dar. Über ihre Eindrücke von der osmanischen Hauptstadt berichteten sie in ihren Reisetagebüchern ausführlich. Im Rahmen des Promotionsprojekts sollen insbesondere Wahrnehmungsmuster und Vorprägungen untersucht werden. Weitere wichtige Forschungsfragen sind die folgenden: Zu welchen Aktivitäten wurde der Besuch genutzt? Mit welchen Personengruppen hatten persische Pilger Kontakt? Wie bewerteten sie die technologischen Neuerungen in der Stadt und was berichten sie über ihre Begegnungen mit europäischen Einwohnern der Stadt und deren Kultur? Welche Wahrnehmungsmuster und literarische Topoi lassen sich feststellen? Welche Spuren haben die persischen Pilger während ihres Aufenthalts in der Stadt hinterlassen? Damit will die Untersuchung auch einen Beitrag zur Sozialgeschichte Istanbuls in der Spätphase des Osmanischen Reiches leisten. Insbesondere soll das Projekt aber zu einem besseren Verständnis des Bewusstseinswandels persischer Eliten im 19. Jahrhundert beitragen.