Hüseyin Ongan Arslan (Indiana University)

Rekonstruktion sunnitischer und schiitischer Identitäten: Die Verwendung der islamischen Geschichte in der osmanischen Historiographie, 1496–1639

Das Dissertationsprojekt beschäftigt sich mit der osmanischen Geschichtsschreibung vom Ende des 15. Jahrhunderts bis zur ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts mit besonderem Schwerpunkt auf die Auslegung der frühen islamischen Geschichte. Anhand osmanisch-, persisch- und arabischsprachiger Chroniken wird untersucht, wie die frühmodernen Osmanen die islamische Geschichte in Übereinstimmung mit ihrer persönlichen, kommunalen und imperialen Agenda ausgelegt und formuliert haben. Auch wenn rezente Studien den bedeutenden Wandel in Politik, politischem Diskurs und Staatsaufbau in der frühmodernen osmanischen Welt aufzeigen konnten, stehen tiefergehende Studien zur Legitimierung von Herrschaft und der Etablierung einer „pro-sunnitischen” und „anti-schiitischen” religiösen und intellektuellen Abgrenzung, die zur Herausbildung sunnitischer und schiitischer Identitäten führte, noch aus. Hüseyin Ongan Arslan arbeitet das Islamverständnis unter osmanischen Literaten heraus, um zu zeigen, wie sie ihre „sunnitische” Identität in der laufenden Verhandlung mit einem neu auftauchenden „schiitischen” Diskurs konstruierten, und auch, um die Entwicklung der Rhetorik ihrer religiösen Erzählungen und deren Auswirkungen auf die Qızılbash-Untertanen zu behandeln. Durch die Verwendung osmanischer Chroniken als Quelle für diese Fragestellungen erwartet er neue Einblicke in die Geschichte der frühen Neuzeit im Allgemeinen und die vergleichende Religionsgeschichte im Besonderen.