Yasemin Akçagüner (Columbia University)

Himmlische Körper: Astralwissenschaft, Medizin und der osmanische Lebenszyklus (1768-1839)

Figure: Ebu Bekir Nusret b. Abdullah El-Harputi (d. 1795), Ma Hazar fi’t-Tıb, Tire Necip Paşa Kütüphanesi, Diğer Vakıflar MS 206.

In ihrer Dissertation untersucht Yasemin Akçagüner die Geschichte von Lebenszyklen im Osmanischen Reich zu Beginn des 19. Jahrhunderts unter Betonung der Rolle, die Astrowissenschaft und Medizin auf das Verständnis vom Körper ausübten. Sie erforscht, wie Osmanen mit sich verändernden Wissenspraktiken umgingen, um sich so ihre Zukunft vorzustellen, dem Älterwerden eine Bedeutung zuzuschreiben, sowie unterschiedliche Lebensphasen voneinander abzugrenzen. Im Rahmen des Forschungsfeldes “Mensch, Medizin und Gesellschaft” am Orient-Institut Istanbul erforscht Yasemin Akçagüner spätosmanische medizinische Handschriften. Hierbei untersucht sie, wie sich wandelnde wissenschaftliche Vorstellungen von Körper, Gesundheit und Krankheit Zukunftserwartungen beeinflussten. Medizinisches Allgemeinwissen wird medizinischem Fachwissen gegenübergestellt, indem Randnotizen und Leserkommentare unterschiedlicher als Handschriften erhaltener Fachabhandlungen miteinander abgeglichen werden. Yasemin Akçagüner untersucht die Professionalisierung medizinischer Praxis im frühen neunzehnten Jahrhundert als eine Reaktion auf die von Historiker*innen beschriebene “Existenzkrise des Reichs” im späten 18. Jahrhundert. Somit erkundet ihr Projekt, wie sich Osmanen unterschiedlicher sozialer Herkunft den Verlauf ihres physischen Lebens vorstellten und wie sich die Existenzkrise des Osmanischen Reichs in diesen Vorstellungen widerspiegelte.