Tobias Völker, M.A. (Universität Hamburg)

Der Hamburger Diplomat und Orientalist Andreas David Mordtmann (1811-1879) als Zeitzeuge der spätosmanischen Geschichte.

Das Dissertationsprojekt beschäftigt sich mit dem Leben und Werk des Hamburger Orientalisten Andreas David Mordtmann (1811–1879), der 1846 nach Istanbul kam und hier zunächst als hanseatischer Gesandter und ab 1860 als osmanischer Staatsbeamter tätig war. Mordtmann nutzte den Aufenthalt für seine Studien: er bereiste Anatolien, sammelte Münzen und Bleisigel, entzifferte Inschriften und übersetzte Handschriften. Zugleich betätigte er sich als politischer Beobachter und Journalist. Seine Schriften zeichnen sich durch eine spezielle transkulturelle Perspektive aus, denn er engagierte sich in der deutschen Gemeinde in Istanbul ebenso wie in verschiedenen osmanischen Zirkeln. Als osmanischer Staatsbeamter war er außerdem aktiv an den Reformen beteiligt, über die er für ein breites deutsches Publikum berichtete. Die sich daraus ergebende Ambivalenz und der besondere Blick, mit dem Mordtmann die politischen und sozialen Umbrüche im Osmanischen Reich während der Periode der Tanzimat-Reformen (1839-1876) beschreibt, sollen in dem Dissertationsprojekt herausgearbeitet werden. Zugleich soll Mordtmann als Forscher gewürdigt werden, der durch seine Studien vor Ort wichtige Grundlagenarbeit für die Disziplin der Osmanistik leistete.