Lorenz Hörmann (Universität Wien, Evangelisch-Theologische Fakultät)

Einheimisches Türkisches Christentum? – Die Unabhängig Türkisch-Orthodoxe Kirche

Das angestrebte Projekt beschäftigt sich mit der „Unabhängig Türkisch-Orthodoxen Kirche“ (UTOK), die selbst unter Experten der Orthodoxen und Orientalisch-Orthodoxen Kirchen kaum bekannt ist.

Diese Kirche spaltete sich 1922, während des türkisch-griechischen Krieges, vor allem aus Protest gegen die antitürkischen Aktivitäten des Griechischen Patriarchats von Konstantinopel von diesem ab und war von Anfang an türkisch-ultranationalistisch eingestellt. Ziel der Gründer war es, zu ermöglichen, dass die Gemeinden der turkophonen Christen in Zentralanatolien dem neu entstehenden türkischen Staat gegenüber loyal, aber  auch orthodox christlich bleiben können. Nachdem beinahe die gesamte Gemeinde 1923 im Zuge des Bevölkerungsaustausches zwischen der Türkei und Griechenland emigrieren musste, blieb sie nur mehr als kleine Gemeinde bestehen und wurde mehrfach als inzwischen ausgestorben bezeichnet.

Die wissenschaftliche Forschung zu dieser Kirche, vor allem zur Zeit nach 1930, ist bisher minimal.

Die Arbeit soll diesem einheimischen türkischen Christentum nachgehen und einerseits nach der turbulenten Geschichte und Gegenwart der UTOK, andererseits nach ihrer Identität aus emischer und etischer Perspektive fragen.

Durch Beobachtungen und Interviews, sowie Analysen von Zeitungsartikeln zur UTOK und von der UTOK herausgegebenen Texte soll ein möglichst breites Spektrum an Sichten zur religiösen, nationalen, ethnischen und sprachlichen Identität der UTOK aufgezeigt werden.