Gwendolyn Collaço (Harvard University)
Kosmopolitische Alben aus den Basaren von Istanbul: Produkte von globalen Netzwerken, 1650-1800.

Gwendolyn Collaço erforscht den städtischen Markt für Charaktergemälde im osmanischen Istanbul von der Mitte des 17. bis ins 18. Jahrhundert. Basarkünstler produzierten diese Kunstwerke für ein europäisches und osmanisches Publikum, das Gemälde bezogen auf ihr jeweiliges sozio-kulturelles Umfeld kaufte. Gwendolyn Collaço untersucht, welche Quellen die Künstler zu ihren Gemälden inspiriert haben und die Produktionsprozesse der Werke. Es soll analysiert werden, wie dieses Genre Vorbilder adaptierte, die aus dem Safawiden- und Mogulreich nach Istanbul gekommen waren. Das Projekt analysiert also globale Netzwerke von Handel und Austausch, wie sie von der städtischen Bevölkerung in dieser Zeit genutzt wurden. In einem nächsten Schritt soll untersucht werden, wie die Besitzer und Sammler diese Bilder in Alben zusammenstellten und so selbst zu deren künstlerischem Ausdruck beitrugen. Im osmanischen Kontext sammelten insbesondere lokale Literaten Basar-Gemälde, um sie in poetischen Rezitationen und Geschichtserzählungen zu verwenden. Für Alben, die ins Ausland exportiert wurden, lässt sich zeigen, wie sich diese Gemälde an die europäische Turquerie-Erwartungen anpassten. Das Projekt öffnet damit den Diskurs osmanischer Kunstgeschichte und Malerei über den Palast hinaus, und beschreibt die Auswirkungen der Malerei auf städtische Vorstellungen sowohl im Osmanischen Reich als auch im Ausland.