Dr. Maha AbdelMegeed (American University of Beirut)

Moderne arabische Sprache in den Wehen des Urabi-Aufstandes

Titelseite der Zeitschrift Abu Naddara Zar’a (The Man with the Blue Spectacles) 3 (1878), aus dem Archiv der AUB

Die Geschichte der arabischen Sprache muss erst noch geschrieben werden. Die uns vorliegenden Fragmente rücken das lange neunzehnte Jahrhundert als Zeitalter der Sprachmodernisierung jedoch in den Vordergrund. Aus dieser Perspektive werden Begriffe wie Sprachmodernisierung, Sprachdemokratisierung und Sprachvereinfachung zwar nicht als Synonyme verstanden, aber als gleichwertig behandelt. Somit bestärken die vorliegenden Fragmente die Auffassung, dass sich neue Medientechnologien (wie der Druck und das Telegramm), die moderne Wissenschaft und der Nationalismus auf die Modernisierung, Demokratisierung und Vereinfachung der arabischen Sprache auswirkten.

Mit Schwerpunkt auf der ‘Urabi Revolte (1879–1882) richtet das vorgestellte Projekt das Augenmerk auf die sozio-politischen Ausschreitungen, die sowohl Diskurse als auch Praktiken der arabischen Sprache im neunzehnten Jahrhundert geprägt haben. Das Forschungsvorhaben hat das Ziel, aufzuzeigen, dass die im Konflikt stehenden Transformationen des neunzehnten Jahrhunderts von dem Machtkampf darüber, wem es gestattet ist, sich auszudrücken, untermauert sind. Es resultiert daraus eine Fragestellung zu den Auseinandersetzungen um die Definition des Sprechens, sowohl in Bezug auf Rationalität und Willen als auch hinsichtlich der ordnungsgemäßen Form und des Stils der arabischen Sprache, durch die ein gepflegtes Sprechen in Abgrenzung zum „Plappern“ stattfindet. Dabei stellt sich heraus, dass Transformationen in der arabischen Sprache nicht unmittelbar aus etwas „Neuem“ (Technologie, Wissenschaft und Nationalismus) resultieren. Vielmehr zeugen die auftretenden Veränderungen von Spuren gesellschaftlicher Auseinandersetzungen, welche die spezifische Form, die das Moderne – einschließlich der arabischen Sprache – verkörpert, mitgestaltet haben.