Ceren Aygül (Johannes Gutenberg-Universität Mainz)
Krieg, Reich und Gesellschaft: Die „Osmanische Gesellschaft Roter Halbmond“ (1912–1923)

Zentrales Vorhaben dieses Dissertationsprojektes ist die Untersuchung der sozialen Dynamik bei der Gründung der „Osmanischen Gesellschaft Roter Halbmond“, ihre Verbindungen und Beziehungen zur internationalen Rotkreuz-Bewegung, sowie allgemeiner die Mission der Gesellschaft in einer nicht-christlichen Welt hinsichtlich humanitärer Ideen und Praktiken. Ausgangpunkt des Projektes ist das Jahr 1912, als der Balkankrieg ausbrach und die Gesellschaft erstmals eine aktive Rolle übernahm. 1923, mit dem Ende des Unabhängigkeitskrieges, kamen ihre Aktivitäten praktisch zum Stillstand. Während dieser Phase entstanden drei große Betätigungsfelder des Osmanischen Roten Halbmonds, die sich sowohl lokal als auch global ausweiteten: die Frage der Kriegsgefangenen, der Flüchtlinge und das soziale Engagement von Frauen bilden daher auch den zentralen Gegenstand des Forschungsprojektes. Untersucht werden Wechselwirkungen zwischen universellen Ideen von Humanitarismus und lokalen Praktiken im Osmanischen Reich. Fokussiert auf die Perspektive des Osmanischen Reiches will die Studie die internationale Geschichte der humanitären Tätigkeiten der Gesellschaft untersuchen, um so die kulturellen und intellektuellen Wurzeln dieser Aktivitäten in der transnationalen Geschichte von Diskursen humanitärer Interventionen in und jenseits von Europa zu verorten.