Armand Aupiais (Université de Paris)
Evangelikale Gläubige in der Türkei: Stadtkreisläufe, Religiöse Arbeit, Christliche Geschichte

Protestantische Kirche in Antakya, Foto: Armand Aupiais

In seiner Doktorarbeit befasst sich Armand Aupais mit den unterschiedlichen, vergangenen und gegenwärtigen protestantischen Präsenzen in Istanbul, basierend auf einer ethnographischen Umfrage in dreißig Kirchen. Untersucht werden die interdependenten und unsymmetrischen Beziehungen zwischen den evangelikalen Gruppen und den durch sie geformten städtischen Kreisläufen, je nachdem, ob es sich dabei mehrheitlich um westliche Ausländer, türkische Christen, türkische Konvertiten oder Migranten aus dem globalen Süden handelt. Daran anknüpfend konzentriert er sich auf die beiden letztgenannten Gruppen im Rahmen einer Untersuchung der wenigen ‘türkischen’, ‘Einwanderer-’ und ‘gemischten’ Kirchen. Die Dissertation zeigt wie die Aufteilung religiöser Arbeit, verflochten mit den sozialen Lebenswegen der Gläubigen, starke optimistische Narrative ausdrückt und dazu tendiert die Türkei als Herz des zeitgenössischen Christentums zu definieren. In Ergänzung zu seiner Dissertation erforscht er die Beteiligung der aus der Türkei stammenden und der aus dem globalen Süden kommenden Gläubigen ın der zeitgenössischen christlichen Landschaft der Türkei. Auf der Basis einer ethnographischen Untersuchung in mittelgroßen anatolischen Städten wird ermittelt, wie winzige und marginale Gruppen von Gläubigen, die nicht die Erben einer anerkannten Minderheitserinnerung sind, eine historische Kontinuität mit der osmanischen Vergangenheit rekonstruieren können, indem sie die Makroerzählungen der konfessionellen Teilung in Frage stellen oder sich sogar auf ein osmanisch-protestantisches Erbe berufen.